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Anlegetechnik

Unterzug und Polsterung

Allgemein besteht ein Hartverband aus vier Schichten, nämlich von innen nach außen: Unterzug, Polsterung, Hartmaterial und gegebenenfalls Überzug.

Nachdem die Extremität in der Stellung ist, in der sie fixiert werden soll, wird zunächst als Unterzug ein Schlauchverband darüber gezogen. Er verhindert, dass die darauf folgende Polsterwatte verrutscht und Hautirritationen durch Kontakt mit der Watte entstehen. Die Watte gibt es als Rollen. Beim Anwickeln sollten die Touren zur Hälfte überlappen. Diese Watteschicht muss an den Stellen, wo sich Knochen unmittelbar unter der Haut befinden, dicker sein, da sonst Druckstellen entstehen. > Komplikationen.

Wenn die Polsterung dick ist, sollte sie komprimiert werden, andernfalls drückt sie sich beim Tragen des Verbandes zusammen und der Verband liegt dann nicht mehr eng an. Zum Komprimieren werden Krepppapier- oder ähnliche Binden straff über die Polsterung gewickelt. Sie überlappen zur Hälfte, damit keine gewellte Oberfläche entsteht. Das nachfolgende Hartmaterial kommt als Schicht darüber. Besonders Gipsbinden können weder die Polsterung komprimieren, noch können sie Unebenheiten ausgleichen.

Unterzug und Polsterschicht überschreiten die geplanten Grenzen des Verbandes um etwa 5 bis 10cm. Wenn die Hartmaterialschicht angelegt ist, wird das Überstehende zurückgeschlagen und mit der letzten Hartmaterialbinde fixiert, so dass gepolsterte Kanten entstehen. Die Abbildung zeigt das Umschlagen unterhalb des Knies bei einem Unterschenkelverband.

Hartmaterial und Überzug

Auf die Polsterung folgt die Schicht aus Hartmaterial. Es werden vorwiegend Gips- oder Kunststoffbinden verwendet. Mit Gips ist es sinnvoll, Longuetten in den Verband zu integrieren. Dies sind 4-6 Lagen übereinandergelegte Bindenstreifen, die nach dem Tränken als Schiene angelegt werden. Sie kommen direkt auf die Polsterschicht oder bei stärker belasteten Verbänden auf die erste zirkuläre Bindenschicht. Longuetten verstärken den Verband erheblich, sodass man nachfolgend weniger Binden benötigt. Der Verband wird damit leichter. Bei der Verwendung von Kunststoff sind wegen der größeren Belastbarkeit des Materials Longuetten nur an der Fußsohle von Gehverbänden sinnvoll.

Vor dem Anlegen werden beide Bindenarten kurz in kaltes Wasser getaucht. Das Ende der Binde sollte etwas abstehen, sonst verklebt es mit dem Rest. Nach dem Tauchen leicht ausdrücken. Beim Anlegen wird bei jeder Tour die Schicht glatt gestrichen, damit sich die Lagen miteinander verbinden und schlüssig an die Extremität anschmiegen.

Schließlich werden Polsterung und Unterzug, wie oben beschrieben, umgeschlagen und mit einer letzten Bindenschicht fixiert. Im Gegensatz zu Kunststoff lässt sich der frische Gips nach dem Anlegen noch etwa 5 min lang bearbeiten. Man kann beispielsweise die Stellung des Verbandes noch korrigieren, jedoch dürfen keine Druckstellen verursacht werden.

Gipsverbände verschmutzen mit der Zeit. Es empfiehlt sich, einen Schlauchverband oder einen Netzschlauch überzuziehen. Sie können leicht gewaschen oder gewechselt werden. Ein Netzschlauch ist auch nützlich bei Hartverbänden, die wegen Schwellungen aufgeschnitten und mit einer elastischen Binde zusammen gehalten werden. Der Netzschlauch schränkt das Verrutschen oder Umschlagen der Bindentouren ein.

Gips oder Kunststoff ?

Vorteile von Kunststoff: Der Verband ist bereits eine Stunde nach dem Anlegen voll belastbar, ein Gipsverband erst etwa nach einem Tag. Zudem hat Kunststoff eine größere Bruchfestigkeit und Dauerbelastbarkeit. Weiterer Vorteil ist sein geringeres Gewicht. Zudem gibt es Kunststoffbinden in verschiedenen Farben, wodurch die Akzeptanz des Verbandes beim Patienten gesteigert werden kann.

Diese positiven Eigenschaften des Kunststoffs erkauft man aber mit einem deutlich höheren Materialpreis. Folgende Nachteile sind außerdem zu nennen: Der polymerisierende Kunststoff ruft bei Hautkontakt allergische Reaktionen hervor. Daher ist es nötig, beim Verbandanlegen Handschuhe zu tragen. Die Haut des Patienten ist durch Unterzug und Polsterung geschützt. Im Gegensatz zu Gips sind am ausgehärteten Material keine Korrekturen möglich. Die Kunststoffschicht ist schlechter durchlässig für Luft und Feuchtigkeit von innen. Von außen ist die Oberfläche gegen Wasser unempfindlich aber auch rauer, sie reibt an der Kleidung. Ferner haben unbenutzte Kunststoffbinden nur eine begrenzte Haltbarkeit.

Welches Material sollte man verwenden? Bei einer Fraktur nimmt man zuerst eher einen Gips als Schiene oder (aufgeschnittenen) zirkulären Verband. Denn oftmals muss der Verband nach kurzer Zeit wegen erforderlicher Korrekturen oder nach dem Abklingen von Schwellungen ersetzt werden. Später, wenn der Verband länger verbleiben kann und besonders wenn er belastet werden darf (Gehgips), sollte man Kunststoff benutzen. Alternativ kann man auch auf vorgefertigte Kunststoff-Orthesen zurückgreifen.

Verbandtypen

Über die folgenden Links finden Sie häufig verwendete Verbände an Arm und Bein. Beschrieben wird, bei welcher Verletzung man sie anlegt, die Tragedauer und Besonderheiten beim Anlegen.