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Anlegetechnik français  english

Allgemein besteht ein Hartverband (von Innen nach Außen) aus einem Unterzug, der Polsterung, dem Hartmaterial und gegebenenfalls aus einem Überzug.


Unterzug und Polsterung
Die schützende Schicht, die direkt auf der Haut liegt, besteht aus Unterzug und Polsterung. Nachdem die Extremität in der Stellung ist, in der sie fixiert werden soll, wird zunächst als Unterzug ein Schlauchverband darüber gezogen. Er verhindert, dass die darauf folgende Polsterwatte verrutscht und Hautirritationen durch Kontakt mit der Watte entstehen. Die Watteschicht muss an den Stellen, wo sich Knochen unmittelbar unter der Haut befinden, dicker sein, da sonst Druckstellen entstehen (Komplikationen).

Wenn die Polsterung dick ist, sollte sie komprimiert werden, andernfalls drückt sie sich beim Tragen des Verbandes zusammen und der Verband liegt nicht mehr eng an. Zum Komprimieren werden Krepppapier- oder ähnliche Binden straff, jeweils zur Hälfte überlappend, damit keine gewellte Oberfläche entsteht, über die Polsterung gewickelt. Das nachfolgende Hartmaterial kommt als Schicht darüber. Besonders Gipsbinden als Hartmaterial können weder die Polsterung komprimieren, noch können sie Unebenheiten des Unterbaus ausgleichen.

Unterzug und Polsterschicht überschreiten die geplanten Grenzen des Verbandes um etwa 10 bzw. 5cm. Wenn die Hartmaterialschicht angelegt ist, wird das Überstehende zurückgeschlagen und mit der letzten Hartmaterialbinde fixiert, so dass gepolsterte Kanten entstehen (s. Abb.).

Bild aus: Stenger 'Verbandlehre'
Umschlagen der überstehenden Polsterung unterhalb des Knies bei einem Unterschenkel-Hartverband


Hartmaterial
Auf die Polsterung folgt die Schicht aus Hartmaterial. Für ruhigstellende Verbände werden vorwiegend Binden mit Gips oder mit Kunststoff verwendet. Deren Vor- und Nachteile sind im Abschnitt Gips oder Kunststoff beschrieben.

Beim Verwenden von Gips ist es sinnvoll, Longuetten in den Verband zu integrieren. Dies sind 4-6 Lagen von Bindenstreifen des Hartmaterials, die nach dem Tränken quasi als Schiene angelegt werden. Sie kommen direkt auf die Polsterschicht oder bei stärker belasteten Verbänden auf die erste zirkuläre Bindenschicht. Longuetten verstärken den Verband erheblich, sodass man nachfolgend weniger Binden benötigt. Der Verband wird damit leichter. Bei der Verwendung von Kunststoff sind wegen der größeren Belastbarkeit des Materials Longuetten nur an der Fußsohle von Gehverbänden sinnvoll.

Vor dem Anlegen werden sowohl Gips- als auch Kunststoffbinden kurz in kaltes Wasser (wenn nicht anders angegeben) getaucht. Das Ende der Binde sollte etwas abstehen, sonst verklebt es mit dem Rest. Nach dem Tauchen leicht ausdrücken. Beim Anlegen wird bei jeder Tour die Schicht glatt gestrichen, damit sich die Lagen miteinander verbinden und schlüssig an die Extremität anschmiegen. Es ist wichtig, dass sich der Hartverband perfekt an die Form der ruhig gestellten Extremität anschmiegt, um eine bestmögliche Unterstützung der Heilung zu erreichen.

Schließlich werden Polsterung und Unterzug, wie oben beschrieben, umgeschlagen und mit einer letzten Bindenschicht fixiert. Im Gegensatz zu Kunststoff lässt sich der frische Gips nach dem Anlegen noch etwa 5 min lang bearbeiten. Man kann beispielsweise die Stellung des Verbandes noch korrigieren, jedoch dürfen keine Druckstellen verursacht werden.


Überzug
Gipsverbände verschmutzen mit der Zeit. Es empfiehlt sich, einen Schlauchverband oder einen Netzschlauch überzuziehen. Sie können leicht gewaschen oder gewechselt werden.

Ein Netzschlauch ist auch nützlich bei Hartverbänden, die wegen Schwellungen aufgeschnitten und mit einer elastischen Binde zusammen gehalten werden. Der Netzschlauch schränkt das Verrutschen oder Umschlagen der Bindentouren ein.

Besonderheiten beim Anlegen der einzelnen Verbände findet man im Kapitel Verbandtypen.