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Der Wind im Gesicht français  english
Sie hatte im Juni 2019 einen Reitunfall in Salvador, an der Ostküste Brasiliens. Das Pferd und sie stürzten. Dabei landete das Pferd auf ihrem rechten Bein und verursachte dort mehrere Frakturen.

Sie erinnert sich: "Ich hatte dieses gute Gefühl auf dem Pferd. Der Wind im Gesicht und die fliegenden Haare, schwebend, als wäre es der beste Moment des Tages. Ich dachte an nichts anderes, ein Moment des Glücks. Bei hoher Geschwindigkeit machte das Pferd plötzlich eine scharfe Kurve. Ich zog die Zügel, um nicht zu fallen, und er schwankte. In diesem Moment wechselte meine Stimmung zu Panik. Wir fielen zusammen zu Boden. Sein ganzes Gewicht fiel auf mein Bein und mein Fuß war im Steigbügel gefangen. In wenigen Sekunden stand er auf und ich blieb am Boden liegen."

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Die Situation danach beschreibt sie so: "Ich fühlte mein Bein nicht und weinte endlos, wie nie zuvor. Ich betete und sagte zu Gott: 'Lass mich nicht querschnittsgelähmt sein!' Und er tat es! Ein Pferd mit über 200 kg fiel auf mich und verletzte nicht die Wirbelsäule, nicht den Kopf, nicht die Arme, nur das Ende meines Beins. Ich kann den Schmerz, drei Knochen zu brechen, nicht beschreiben, aber der Herr weiß, wie stark ich bin und er hat mich nie verlassen."

Sie war 11 Tage im Krankenhaus. Als sich die Schwellung nach zwei Tagen gelegt hatte, wurde sie mehrmals operiert. Ein externer Fixateur wurde eingesetzt, um die Knochenteile in Position zu halten. Zudem entzündete sich ihr Fuß einige Tage lang.

Bei der Entlassung aus dem Krankenhaus sagt sie: "Es wird besser, die Schmerzen sind nicht mehr so wie früher. Ich habe nie geklagt oder Gott nach dem Warum gefragt. Er hat mich von dem verschont, was ich schon befürchtet hatte: Dass ich nicht mehr gehen kann. Und heute bin ich froh, nach Hause zu können. Es gibt so viele Gefühle, aber am größten ist die Dankbarkeit. Nichts passiert in unserem Leben durch Zufall, und wenn ich schon stark war, bin ich jetzt noch stärker geworden."
Mit dem Fixateur war sie stark eingeschränkt, lag fast nur im Bett und konnte sich nicht viel bewegen. "Jede Stunde ist eine Ewigkeit und es scheint, dass die Momente der Erleichterung langsam eintreffen werden." Zur endgültigen Korrektur mehrerer Frakturen wurde sie nochmals operiert. Mitte Juli bekam sie nach Fixateur und Gipsverband eine Orthese. Das Bein durfte sie die nächsten sechs Wochen weiterhin nicht belasten und konnte nur mit Krücken gehen. Die Orthese musste sie drei Monate lang tragen.

"In diesen Tagen sagte jemand: 'Du bist sehr glücklich, dafür dass dein Bein gebrochen ist.' Und ich dachte darüber nach. Natürlich ist meine Situation nicht die beste und glücklichste. Ich fühle Schmerz, ich kann nicht viele Dinge tun, die ich mag. Aber trotzdem habe ich noch ein Leben, ich habe Grund zu lächeln und dankbar zu sein. Ich habe Hoffnung, ich habe Kraft. Das Problem ist präsent, die Schwierigkeiten sind da. Man kann nichts tun, um es rückgängig zu machen. Wir haben nur in der Hand, wie wir darauf reagieren."

Anfang August startete die Physiotherapie und sie spürte den Fortschritt. "Ich kann das Gefühl nicht erklären. Vor ungefähr zwei Wochen war ich nochmals im Krankenhaus und konnte kaum gehen. Der Tag, an dem ich wieder normal gehen kann, schien so weit weg zu sein. Es war nicht einfach, mich an 20 Tage im Bett zu gewöhnen, aber es vergeht. Egal wie schlimm die Situation ist, während man es erlebt, scheint die Lösung weit weg zu sein. Es scheint, als würde es niemals vergehen. Es tut weh, und dieser Schmerz scheint uns zu verzehren ... aber nach und nach spürt man Ruhe, Erneuerung, und die Besserung kommt. Die kleinen Erfolge geschehen, auch wenn man sie kaum bemerkt. Jeder Tag ist eine Überwindung! Ich erinnere mich an die Nächte im Krankenhaus, in denen ich meine Augen schloss und mir vorstellte, wieder alles zu tun, was ich zuvor getan hatte. Manchmal weinte ich, es war schwierig, manchmal dachte ich: 'Das Schlimmste ist vorbei.' Und so nahm ich meine Genesung an mit dem Glauben an Gott, dass alles wieder gut wird."