www.gipsverband.de
Komplikationen français  english

Auch Hartverbände haben Nebenwirkungen: Die Muskelmasse verringert sich, Gelenke können steif werden. Wenn Druckschäden oder Thrombose auftreten, muss der Verband unverzüglich abgenommen werden.


Druckschäden
Ein erhöhter Druck innerhalb eines Hartverbandes verursacht schwere, teilweise irreversible Schäden an Gewebe, Nerven und Muskeln. Symptome sind eine Zunahme von Schmerzen, Durchblutungs- und Sensibilitätsstörungen (Blau- oder Weißfärbung der Haut, Kribbeln) und schließlich Bewegungsausfall von Zehen bzw. Fingern.

Zu einem Druckanstieg im Verband kommt es immer dann, wenn Schwellungen entstehen. Sie treten besonders nach Unfall oder Operation auf. In diesen Fällen ist es wichtig, den umschließenden Hartverband direkt nach dem Anlegen aufzuschneiden und mit einer elastischen Binde zu umgeben (Spalt- oder Abschwellgips). Bereits beim Anlegen kann man Druck und Blutstauungen durch eine gute Polsterung und durch ein nicht zu festes Anwickeln vermeiden.


Thrombose
In Hartverbänden kann es zu venösen Thrombosen kommen, d.h. zu Gefäßverstopfung durch geronnene Blutpfropfen. Ursachen sind einerseits eine Gefäßwandschädigung und eine erhöhte Neigung zur Blutgerinnung nach Unfall oder Operation. Andererseits ist durch die fehlende Muskeltätigkeit im Hartverband der Blutrückfluss zum Herzen verlangsamt.

Ein Verdacht auf Thrombose besteht, wenn Schmerzen unter dem Verband zunehmen oder eine Schwellung der Zehen bzw. Finger nicht abklingt. Eine rasche Diagnose ist wichtig, denn falls die Gerinnsel sich losreißen und in Lunge oder Herz gelangen, kann eine lebensbedrohliche Embolie entstehen.

Zur Vorbeugung empfiehlt es sich, die ruhiggestellte Extremität möglichst oft hochzulagern und die Zehen bzw. Finger zu bewegen. Damit wird der Blutrückfluss erleichtert, die Gefahr der Pfropfenbildung verringert sich und Schwellungen können vermieden werden.

Bei einem bestehenden Venenleiden, bei Übergewicht oder bei Einnahme von Hormonen zur Schwangerschaftsverhütung besteht ein zusätzliches Thromboserisiko. Wenn in diesen Fällen der ruhigstellende Verband unumgänglich ist, sollte mit Medikamenten, die die Blutgerinnung herabsetzen, vorgesorgt werden.


Muskelatrophie
Die Muskelmasse wird vom Organismus abgebaut, wenn die Muskeln im Hartverband unbeweglich sind. Dieser Muskelatropie kann entgegengewirkt werden, wenn Finger oder Zehen öfters bewegt werden und die Muskulatur im Verband gelegentlich angespannt wird. Insgesamt soll die Ruhigstellung nur so lange wie unbedingt nötig erfolgen.


Einsteifen von Gelenken
Bei längerer Immobilisierung besteht auch die Gefahr, dass Gelenke steif werden. Durch ein Verkleben von Gleitstrukturen geht ihre natürliche Beweglichkeit verloren. Es sollten daher nur die Gelenke, die zwingend ruhiggestellt werden müssen, in den Verband einbezogen werden und so kurz wie möglich darin verbleiben. Eine Rehabilitation zur Wiederherstellung von Beweglichkeit, Muskulatur und Belastbarkeit sollte der Ruhigstellung stets folgen.