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Winona Ryder
Eine Gerichtsverhandlung mit Zwischenfall


Winona Ryder


 




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Zwischenfall vor dem Gerichtsgebäude


 




Sie hält den linken Arm


 




Ihr rechter Arm in einer Schlinge


 




Vor der Gerichtsverhandlung


 




Winona Ryder


 




Mit Anwalt Marc Geragos


 




Vor der Verhandlung


 




Winona Ryder


 




Neben Anwalt Geragos am letzten Verhandlungstag


 




Nach der Urteilsverkündung


 




Winona Ryder


 




Winona Ryder


 




Winona Ryder

Die Festnahme

Nach einem Einkaufsbummel am 12. Dezember 2001 ist die damals 30-jährige Schauspielerin im piekfeinen Saks Fifth Avenue Geschäft in Beverly Hills, USA, verhaftet worden. Ihr wurde versuchter Diebstahl von Kleidung, Handtaschen und Acessoires im Wert von 5.000 Dollar vorgeworfen. Winona zog die Aufmerksamkeit von Sicherheitspersonal auf sich, als sie mit einem Stoß Kleidung in den Umkleideraum ging und später herauskam, "ohne offensichtlich weiterhin im Besitz der Sachen zu sein". Bei der Leibesvisitation fanden die Polizisten außerdem mehrere Schmerzmittel, darunter eins das Morphium enthält.


Ein verletzter Ellenbogen

Das spätere Gerichtsverfahren vor einem Bezirksgericht in Los Angeles verlief nicht ohne Turbulenzen. Während der Anhörung im Juni 2002 wurde ihr rechter Ellenbogen von einer Kamera in einem Handgemenge verletzt. Es passierte, als sie sich durch eine Menge von Reportern zwängte, um nach der Mittagspause wieder ins Gerichtsgebäude zu gelangen. Bei diesem Zusammenstoß wurde Winona am Arm getroffen und ein Gerichtsbeamter am Kopf verletzt.

Später saß sie mit Eis und einer dicken Bandage an ihrem rechten Arm im Gerichtssaal, obwohl sie auf Fotos unmittelbar nach dem Zwischenfall ihren linken Ellenbogen hält. Ryders Anwalt Mark Geragos versicherte, wie ernst sie verletzt worden ist. In einer Talkshow erklärte er, dass ihr rechter Arm in der Nähe des Ellenbogens gebrochen sei. Vor einem Jahr hatte sie sich bei Dreharbeiten zum Film "Mr. Deeds" am gleichen Arm eine Fraktur zugezogen. "Es ist ein glatter Bruch, und wird sicherlich wieder gut heilen", sagte Ryders Anwalt. Er wollte deswegen eine weitere Verschiebung der Verhandlung erreichen.

Drei Tage nach dem Zwischenfall kam er ohne seinen berühmten Klienten zum nächsten Termin und sagte, dass Miss Ryder die Anhörung nicht fortsetzen kann. Jedoch Richter Elden Fox machte deutlich, keine weitere Verzögerung in dem mittlerweile sechs Monate alten Fall zu dulden. Er bestand auf die Anwesenheit der Angeklagten: "Ich möchte Ihre Mandantin hier haben, rufen Sie sie." Winona erschien blass und nervös etwa eine halbe Stunde später. Kommentarlos passierte sie die Reporter außerhalb des Gerichts.


"Befreit Winona" - die Publicity

Dennoch ging Winona Ryder sehr locker mit ihrem Gesetzeskonflikt um. Die Oscar-nomminierte Schauspielerin trat in der NBC Show "Saturday Night Live" unter der Überschrift auf: "Sie wird dein Herz stehlen ... und mehr". Oder auf der Titelseite eines Magazins war sie mit einem T-Shirt zu sehen, auf dem "Befreit Winona" stand.

Vor Gericht brachte Kenneth Metzner, ein Anwalt des Kaufhauses Saks, Ryders Haltung, Opfer zu sein, zur Sprache. Er kritisierte das T-Shirt und ihren Fernsehauftritt nach der Verhaftung, der einen Einblick in den Fall gewährte. Auf der anderen Seite wären Mitglieder des Sicherheitspersonals von Saks, die das Pech hatten einen Filmstar als Dieb zu fassen, in die Öffentlichkeit gezerrt worden. Zudem hätte Saks im letzten Jahr insgesamt 7 Millionen Dollar an Ladendiebe verloren.

Metzners Anmerkungen verärgerten Ryders Anwalt. Er bezeichnete die Behauptung, dass das Ansehen des Geschäfts während des Verfahrens ruiniert worden sei, als Scheinheiligkeit. Geragos sagte, dadurch dass der Fall fast ein Jahr im Blickwinkel der Öffentlichkeit stand, sei Saks heuer "zum erstem Mal seit - ich weiß nicht wann" in die Gewinnzone gekommen.


"Die Leiche eines Kindes"

Ryders Anwalt missbilligte, dass seine Mandantin aufgrund ihrer Berühmtheit von der Staatsanwaltschaft nicht wie jede andere Angeklagte behandelt werden würde. "Sie haben alles Mögliche versucht, um diese Frau zu zerstören." Der Verteidiger erinnerte den Richter, dass die Schauspielerin, neben anderen guten Taten, 1993 eine Belohnung ausgesetzt hatte, um den Mörder eines entführten 12-jährigen Mädchens aus Petaluma (Kalifornien), wo Ryder aufwuchs, zu finden.

Staatsanwältin Ann Rundle reagierte erbost. Sie sei bestürzt zu hören, dass Geragos die Leiche eines Kindes zum Nutzen seiner Mandantin heranziehe. "Ich habe das nun schon das ganze Jahr über gehört," fügte sie hinzu. Sichtlich schockiert sprang Ryder von ihrem Sitz auf und warf einen wütenden Blick zur Staatsanwältin. Aber der Richter beendete die Diskussion und ermahnte beim Fall zu bleiben.


Kein Schuldeingeständnis

Videobänder von Überwachungskameras wurden gezeigt, auf denen der Filmstar durch die Designer-Abteilung des Kaufhauses bummelte und eine große Zahl von Waren in die Umkleidekabine mitnahm.

Wie das Sicherheitspersonal bezeugte, behauptete Ryder, nachdem sie geschnappt worden war, ein Regisseur habe ihr gesagt, sie solle stehlen, um für eine Filmrolle zu üben. Die Verteidigung erklärte Ryders verhalten so: Nach dem ersten Kauf hätte sie geglaubt, dass das Geschäft die Rechnung "offen" hielt und man später das Geld verlangen würde. Aber es existierte keine offene Rechnung.

Zudem enthüllte Staatsanwältin Rundle, die Schauspielerin sei seit Mai 2000 bei drei Fällen von Ladendiebstahl in anderen noblen Geschäften verdächtigt aber nie angeklagt worden. Das Gericht ließ jedoch diese unbewiesenen Anschuldigungen für diesen Fall nicht zu.


Zahlreiche verschreibungspflichtige Medikamente

Unterlagen zu Folge fand die Polizei acht verschreibungspflichtige Arzneimittel bei Ryders Verhaftung. Darunter waren Beruhigungsmittel wie Valium und Diazepam, ferner Opiate wie Oxycodon. Der Report enthüllte, dass sie auch eine Spritze in ihrer Tasche hatte.

"Sie hatte mehr Medikamente bei sich, als einem Patienten mit einer tödlichen Krankheit gegeben wird," bemerkte Rundle. Geragos antwortete, Ryder hätte für einige Zeit ein "Schmerz-Mangement-Problem" gehabt. Eine Untersuchung, die die Verteidigung erfolglos versuchte geheim zu halten, fand heraus, dass die Schauspielerin zwischen Januar 1996 und Dezember 1998 von 20 Ärzten 37 Medikamente erhielt.

Richter Eldon Fox jedoch ließ die Anklage wegen unerlaubtem Arzneimittelbesitz fallen, als eine eidesstattliche Erklärung vorgelegt wurde, in der es hieß, dass Gründe für verschreibungspflichtige Schmerzmittel bestanden haben. Verschiedene Ärzte hätten Rezepte auf unterschiedliche Namen ausgestelt. Darunter waren ihr wirklicher Name, Winona Horowitz, oder die Pseudonyme Winona Ryder und Emily Thompson.


Das Urteil

Im Dezember 2002, ein Jahr nach der Festnahme, endete der Prozess. Winona Ryder wurde verurteilt, hochwertige Modeartikel in einem Wert von über 5.500 Dollar bei Saks Fifth Avenue in Beverly Hills gestohlen zu haben. Sie äußerte sich vor Gericht nicht, aber zeigte einen schmerzvollen Gesichtsausdruck.

Richter Elden Fox hätte die nun 31-Jährige mit einer Haftstrafe belegen können, stattdessen verhängte er drei Jahre auf Bewährung und 480 Stunden gemeinnützige Arbeit. Zudem muss der Filmstar 6.300 Dollar Entschädigung an Saks zahlen für die Teile, die sie beim Entfernen der Sicherheitsetiketten beschädigt hatte, plus 3.700 Dollar Geldstrafe an das Gericht. Wegen der vielen gefundenen Medikamente ordnete der Richter eine psychologische Behandlung mit Drogenberatung an, da "eine Notwendigkeit besteht, Sie mit dem zu konfrontieren, was ich anomales Verhalten nenne."

Zuvor hatte Ann Rundle fast das gleiche Strafmaß gefordert. Die Staatsanwältin verlangte keine Gefängnisstrafe, da Ryder sich bisher nicht strafbar gemacht hatte.

"Es ist nicht meine Absicht, ein Exempel zu statuieren," so Richter Fox bei der Urteilsbegründung. Aber er fügte hinzu, dass die Schauspielerin viele Menschen durch den Ladendiebstahl und auch durch ihre Weigerung, die Schuld einzugestehen, enttäuscht habe. "Wenn Sie wieder stehlen, werden Sie ins Gefängnis kommen. Haben Sie verstanden?" "Ja, Euer Ehren," erwiderte sie.