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Natalia Anita Sørensen english
Natalia Anita Sørensen mit eingegipstem Bein

Eine norwegische Uniklinik brauchte zwei Wochen um eine Sprunggelenkfraktur zu diagnostizieren. Der Radiologe konnte keine Verletzung erkennen, daher blieb die Behandlung aus. Nach zwei Wochen unerträglicher Schmerzen wurde dann der Knöchelbruch entdeckt.

Natalia Anita Sørensen genoss einen Abend mit Freunden in der norwegischen Hafenstadt Stavanger. Gegen 22 Uhr machten sie sich auf den Weg nach Hause. Auf einer Treppe am Markt stolperte sie mit ihren hohen Absätzen. Sie stürzte auf das Pflaster und verdrehte sich ihren rechten Fuß. "Es war furchtbar schmerzhaft danach zu gehen, aber ich schaffte den kurzen Weg humpelnd nach Hause", berichtet die blonde Frau.

Während der Nacht wurden die Schmerzen stärker. Am nächsten Morgen suchte die 29-Jährige ihren Hausarzt auf. Er legte einen lockeren Verband um den angeschwollenen Knöchel, gab ihr Krücken und überwies sie zur Radiologie des Universitätsklinikums Stavanger. Die Patientin hat noch immer den Röntgenbefund von dort, auf dem vermerkt ist, dass keine Knochenverletzung festgestellt werden konnte. Man vermutete eine Verstauchung des Fußes.

Natalia Anita Sørensen ging nach Hause. Vierzehn schreckliche Tage folgten und der Schmerz im Fuß hämmerte weiter. An einem Sonntag rief sie die Uniklinik an und fragte nach einer erneuten Untersuchung. Man sagte ihr aber, dass sie dann die letzte in der Warteschlange der Notaufnahme sei, da schon Röntgenbilder ihres Fußes gemacht worden sind, die nichts Auffälliges gezeigt hätten. Am nächsten Tag kontaktierte die Patientin ihren Hausarzt und bat um eine erneute Überweisung zur Radiologie der Uniklinik. Sie hatte ein wenig Verständnis, dass sie nicht zur Notaufnahme gehen konnte, sondern auf einen Termin in der normale Sprechstunde der Radiologie warten musste.

Aber noch bevor sie den Termin hatte, rief ein Arzt der radiologischen Abteilung bei ihr an und wollte wissen, wie es ihr geht. Sie begann zu weinen. "Wie schnell können Sie kommen?", sagte er, "Sie haben eine Knöchelfraktur." Der Arzt bedauerte sehr, dass die Verletzung auf dem Röntgenbild nicht sofort erkannt worden war. Erst dann bekam die 29-Jährige in der Klinik einen Gipsverband, den sie für mehr als fünf Wochen tragen musste.

"Es ist schrecklich, dass niemand auf mich hören wollte, als die Schmerzen nicht nachließen und ich mich nochmals untersuchen lassen wollte. Ich fühlte mich sowohl beim Hausarzt als auch in der Klinik zurückgewiesen. Zudem habe ich mich an die radiologische Abteilung der Uniklinik gewandt, um den Namen des Arztes herauszufinden, der den Fehler gemacht hat, aber ich bekam noch keine Antwort", sagt die junge Frau.

Dr. Rasmus Svihus, dem Chef der radiologischen Abteilung der Uniklinik, ist Natalia Anita Sørensens Fall nicht bekannt, aber er findet es sehr bedauerlich, dass ihre Fraktur nicht sofort entdeckt wurde. "Jedoch dies zeigt auch, dass unsere 4-Augenkontrolle funktioniert. Die meisten Röntgenbilder, die wir machen, werden von zwei Personen begutachtet", erklärt Dr. Svihus. Nachdem ein Patient geröntgt worden ist, sieht zuerst der diensthabende Arzt die Bilder. Bei einer schwach besetzten Abteilung kann es zwei Wochen dauern, bis ein zweiter Kollege die Überprüfung macht. "Ein solcher zeitlicher Abstand ist aber nicht wünschenswert", sagt Dr. Svihus.

Eine Knöchelfraktur ist auf dem Röntgenfoto oft nur an einer kleinen Unebenheit in der Knochenoberfläche zu sehen. "Leider werden wir immer etwas übersehen", so Svihus weiter. "Soweit ich weiß, liegt der Fehler etwa bei vier Prozent der Befundungen in radiologischen Abteilungen weltweit."