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30. September 2007, früher Sonntag Morgen. Die beiden 25 Jahre alten Freundinnen Kristin Pietrowicz und Susan Thorne schliefen in der zweiten Etage ihrer Wohnung in Chapel Hill, North Carolina, USA, als das Feuer ausbrach.
Kristin wachte gegen 2 Uhr auf und sah einen Feuerschein durch das Schlafzimmerfenster, Rauch kam durch die Tür. Sie wählte die Notrufnummer, weckte Susan und schnappte ihre zwei Katzen. Sie stürzten auf den Balkon. Der Rauch war mittlerweile so dicht, dass die beiden Freundinnen sich kaum noch sehen konnten. Die Appartements unter und neben ihnen brannten. Kristin forderte Susan auf zu springen, obwohl die Notrufleitstelle ihnen riet, auf die Feuerwehr zu warten. Dann zerbarsten die Glastüren des Balkons aufgrund der Hitze. Glassplittern trafen die beiden jungen Frauen.
"Ich wusste, wir würden es nicht überleben, es sei denn, wir springen", sagte Kristin später. "Ich war mir sicher, wenn ich nicht springe, werde ich verbrennen oder an einer Rauchvergiftung sterben. Ich dachte nur an das Eine: Wir müssen vom Balkon runter." Der Balkon war mehr als zwei Stockwerke hoch. Sie kletterte zuerst über das Geländer und ließ sich dann in die Tiefe fallen. In der Luft, ließ sie ihre Katze aus den Händen gleiten. Dann kam der Aufprall. Mit starken Schmerzen lag Kristin am Boden und sah Susan springen. Augenblicke später stand der Balkon, auf dem sie gerade noch waren, in Flammen. Sie sprangen gerade noch rechtzeitig.
Am Boden kroch Susan davon, weil sie fürchtete, dass auch die Glastüren des ersten Stocks zerbersten und sie treffen könnten. Aber ihr Rücken tat zu sehr weh und verhinderte, dass sie sich weit weg bewegen konnte. Zudem war sie besorgt darüber, dass die Büsche um sie herum Feuer fangen könnten. Die beiden riefen und schrieen, als die Rettungskräfte eintrafen. Ein Polizist fand Kristin zuerst. Er trug sie aus dem Gefahrenbereich. Susan wurde dann von einem Feuerwehrmann entdeckt, der sie auf einer Trage heraus brachte. Die Männer wollten sie nicht anheben, weil ihr Rücken schwer verletzt war. Die beiden Freundinnen wurden gemeinsam in die Universitätsklinik von North Carolina gebracht.
Innerhalb von fünf Minuten erfasste das Feuer den gesamten Gebäudekomplex. Eine Frau aus der Wohnung direkt unter der von Pietrowicz and Thorne starb in den Flammen, 20 Personen wurden obdachlos. Die Ermittler glauben, dass die Ursache des Feuers wohl nie ermittelt werden kann.
Die zwei Frauen kennen sich seit sie 4 Jahre alt waren. Sie wuchsen in Hudson, Ohio, auf. Beide besuchten die Kent State University. Als Thorne einen Lehrauftrag in Chapel Hill im letzten Jahr annahm, entschloss sich Pietrowicz ihr zu folgen. Sie ging zurück zur Schule und will ebenso Lehrerin werden.
Die Knochen der jungen Frauen hielten dem Aufprall aus mehr als zehn Meter Höhe nicht stand. Im Krankenhaus wurden beide Fersen und Knöchel von Susan Thorne in Schienenverbände gepackt. Auch ihr unteres Rückgrat ist verletzt. Zudem hat sie Alpträume wegen des Feuers. Kristin Pietrowicz brach sich Knöchel und Füße und erlitt eine Stauchung des Rückenmarks. Einer ihrer Fersen wurde dick verbunden. Der andere Knöchel wurde in einer Operation mit Metallteile fixiert. Zwanzig Schrauben, zwei Metallplatten und mehrere künstliche Knochen halten Kristins Fuß zusammen, während ein Korsett ihre Wirbelsäule stabilisiert.
Für Pietrowicz und Thorne vergeht die Zeit momentan wie in Zeitlupe. Jetzt sind, physische Hindernisse, wie zum Beispiel sich von einer zur anderen Seite zu drehen, oder tägliche Aktivitäten wie Zähneputzen eine Herausforderung. "Man lernt die kleinen Dinge zu schätzen", sagt Thorne. "Die Fähigkeit zu laufen, ins Bad zu gehen und zu duschen." Der Zeitplan für die Genesung ist noch unklar. Er hängt von den Heilungskräften des Körpers ab. Pietrowicz, die sich schneller erholt als erwartet, konnten die Gipsverbände an ihren Beinen nach einem Monat abgenommen und gegen Kunststoffstiefel ersetzt werden. Sie kann nun beim Sitzen die Füße auf den Boden stellen. "Wir haben jetzt den Berg hinter uns und sind auf dem Weg der Besserung", sagt Pietrowicz. "Ich habe momentan viel Zeit, um nachzudenken und herauszufinden, was wirklich wichtig ist." Thorne, die noch ständig ihre Beine hochlegen muss, hat ihre Arbeit als Mathematiklehrerin an der Chapel Hill High School ausgesetzt.
Der behandelnde Arzt sagt, die Prognose der beiden sei gut, trotz ihrer schweren Verletzungen. Es werden noch einige Operationen anstehen, aber sie werden in etwa drei Monaten wieder laufen und in sechs bis zwölf Monaten normale Tätigkeiten aufnehmen können. Beide sitzen noch im Rollstuhl, im Januar wollen sie wieder gehen können. Am Tag vor dem Brand lief Kristin Pietrowicz ihren ersten Halb-Marathon. Sie plant bereits am gleichen Wettkampf im nächsten Jahr teilzunehmen.
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