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Dagmar hat seit drei Wochen einen Tutor am linken Bein. - Aus dem Tagebuch einer 13-Jährgen. |
Eigentlich weiß ich gar nicht so richtig, wie es passiert ist. Es regnete. Ich kam gerade von der Schule. Auf der Treppe an der U-Bahn-Station rutschte ich plötzlich aus. Einfach so. Meine Mutter behauptete später, ich hätte die Kurve zu schnell genommen. Ich geb's zu, Langsamkeit ist nicht mein Fall. Ich rutschte aus und fiel auf mein Knie. Auf das Knie bin ich schon hundertmal gefallen. Nie ist etwas passiert. Heute war es anders.
Mein Bein brannte furchtbar und wurde in den nächsten Minuten immer dicker. Ich konnte nicht mehr gehen. In so einer Situation hat man die seltsamsten Ideen. Ich dachte, jetzt muss ich aber schnell nach Hause und mich wärmer anziehen. Es war sehr kalt an dem Tag. Im Krankenhaus mussten sie meine neue Hose aufschneiden, weil mein Bein so stark angeschwollen war. Die Ärzte haben einen Kreuzbandriss festgestellt. Ich wurde operiert. Als ich aus der Narkose aufwachte, haben sie gesagt: "Wir haben dir einen blauen Gips gemacht." "Toll", hab' ich geantwortet, "blau ist meine Lieblingsfarbe." "Volltreffer", haben sie gesagt. Eigentlich war mir gar nicht zum Lachen zumute. Ich hatte schreckliche Schmerzen. Mir war schlecht, und ich habe die ganze Zeit geweint.
Die Krankenhauszeit war langweilig. Ich musste fünf Tage still liegen. Jetzt gehe ich an Krücken, und alles geht viel langsamer als sonst. Ich komme mir vor wie ein Baby, das wieder laufen lernen muss. Besonders umständlich ist Waschen und Aufstehen.- Einmal habe ich fast vergessen, dass ich ein Gipsbein habe. Da habe ich angefangen mit dem Bein zu tanzen. Tanzen ist nämlich eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Ich habe große Angst, dass ich es nie wieder so richtig kann.
Früher hatte ich immer eine Menge blauer Flecken. Ich habe lieber mit Jungs als mit Mädchen gespielt, bin auf Bäume geklettert und auf Dächern herumgesprungen. Ich dachte immer, mir kann nichts passieren. Heute weiß ich es besser.