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Sprunggelenkfraktur im Sportunterricht  
Es war in den 80er Jahren, Ende November. Ich ging in die 8. Klasse der Realschule. Im Sportunterricht, beim Sprung von der Sprossenwand auf eine dicke Matte, kam ich unglücklich auf und knickte mit dem rechten Fuß um. Ich konnte nicht mehr auftreten. Der Fußknöchel schwoll sehr stark an. Ich setzte mich auf die Bank und legte mein Bein hoch. Nach einer Zeit rief ich meine Mutter an, die zu Hause war. Sie konnte mich aber nicht abholen, da meine Eltern nur ein Auto hatten und mein Vater damit zur Arbeit gefahren war. Ich nahm ein Taxi. Der Fuß schwoll weiter an und ich konnte nicht auftreten.

Zuhause legte ich das Bein hoch, aber es wurde nicht besser. Am Nachmittag fuhren meine Mutter, mein Bruder und ich mit einem Taxi zum Krankenhaus. Wir gingen zur Unfallambulanz. Dort musste ich warten. Der Unfallchirurg schaute sich dann den Fußknöchel an. Er desinfizierte den Fuß. Dann schickte er mich zum Röntgen. Ich bekam eine Bleischürze umgehängt und legte mich auf den Tisch. Mein Fuß wurde geröntgt. Ich humpelte zurück in die Unfallambulanz. Der Arzt diagnostizierte eine Sprunggelenkfraktur. Er sagte, mir wird ein Spaltgips angelegt, den ich nicht belasten dürfte. Gegen den Schmerz wurde mir ein Medikament gespritzt. Dann nahm ich im Gipszimmer auf der Liege Platz. Das Hosenbein zog ich hoch. Eine Krankenschwester streifte einen Schlauchverband ganz über den Unterschenkel. Sie feuchtete Gipsbinden an. Unter den Zehen wurde mir eine Zehenplatte angelegt. Die Gipsbinden wurden als Schiene unter der Fußsohle, dann am Wadenbein bis unter das Knie angelegt. Zum Schluss wickelte sie einen Verband um die Gipsschiene. Die Zehen schauten aus dem Verband heraus. Ich bekam zwei Gehhilfen. Am nächsten Morgen sollte ich zur Gipskontrolle kommen.

Da die Hose schlecht über den Gips passte, schnitt meine Mutter zu Hause bei einer langen Trainingshose das rechte Hosenbein an der Naht auf und nähte einen Reißverschluss ein. Sie nahm auch einen alten weißen Wollsocken und schnitt das Fersenteil ab. Ich zog ihn vorne am Gipsbein über die herausschauenden Zehen. Am nächsten Morgen zog ich die Trainingshose mit dem Reißverschluss an und die abgeschnittene Wollsocke über die Zehen. Dann ging ich an Krücken die Treppen herunter. Mein Vater fuhr mich mit dem Auto zum Krankenhaus. Bei der Gipskontrolle schaute sich der Unfallchirurg den Gips an. Er saß richtig. In einer Woche sollte ich wieder zur nächsten Kontrolle kommen. Ich durfte den Gips nicht belasten und musste an Krücken gehen. Das Gipsbein legte ich hoch und zog auch die Socke über die Zehen. In den kommenden Tagen blieb ich zu Hause. Klassenkameraden brachten mir die Hausaufgaben vorbei.

Eine Woche später, Anfang Dezember, war der nächste Termin in der Unfallambulanz. Ich konnte mittlerweile schon gut an Krücken gehen. Meine Mutter fuhr mich mit dem Auto hin. Ich ging an den Gehhilfen vom Parkplatz in das Krankenhaus. Nach der Anmeldung in der Unfallambulanz musste ich zunächst ins Wartezimmer. Einige Patienten mit Gipsbeinen saßen dort. Sie trugen auch Socken über dem Gips. Ich sah auch Patienten mit Gipsarmen. Endlich wurde ich aufgerufen. Der Unfallchirurg schaute sich mein Bein an. Ich nahm die Socke ab. Der Fuß war noch etwas geschwollen. Ich wurde zum Röntgen geschickt. Hierzu wurde die Gipsschiene abgenommen und ich bekam eine Bleischürze umgehängt. Mit den Röntgenaufnahmen kam ich wieder zur Unfallambulanz. Der Arzt meinte, nachdem er die Röntgenbilder gesehen hatte, ich sollte die Gipsschiene noch eine Woche tagen und bräuchte nicht operiert werden. Danach müsste ich wahrscheinlich noch vier Wochen einen Gehgips tragen, mit dem ich das Bein teilweise belasten dürfte. Der Unfallchirurg legte mir die Gipsschiene wieder an und wickelte den Verband herum. Ich zog die Socke wieder vorne über die Zehen. Zu Hause legte ich das Bein hoch.

Am nächsten Tag hatte ich einen Termin bei einer Kieferorthopädin. Mit der Socke über den Zehen und der aufgetrennten Trainingshose fuhr mich meine Mutter zur Praxis. Ich ging an Krücken hinein. Es war schon ziemlich ungewohnt, mit Gipsbein auf den Zahnarztstuhl zu kommen. Die Arzthelferin nahm meine Krücken ab. Ich erinnere mich sehr positiv an diese Zeit. Am Montag darauf war Nikolaus. Mein Bruder und ich bekamen Schoko-Nikoläuse. Es schneite und ich musste nicht in die Schule. Nachmittags brachte ein Klassenkamerad mir die Hausaufgaben vorbei. Da ich im Gips kalte Zehen bekam, trug ich auch im Haus die abgeschnittene Wollsocke über den Zehen. Bei schönen Wetter ging ich an Krücken ein paar Minuten nach draußen.

Am 8. Dezember vormittags hatte ich den nächsten Termin in der Unfallambulanz. Meine Mutter fuhr mich wieder zum Krankenhaus. Ich ging an Krücken zur Anmeldung. Nach einer Zeit im Wartezimmer wurde ich aufgerufen. Der Unfallchirurg schaute sich mein Sprunggelenk an. Ich zog den Socken herunter, dann wickelte er den Verband ab und nahm die Gipsschiene ab. Er reinigte mit Desinfektionsmittel den Unterschenkel. Die Schwellung war stark zurückgegangen. Es wurden wieder Röntgenbildern gemacht. Der Arzt schaute sie sich an und sagte, ich bekomme einen zirkulären Unterschenkelgips mit Zehenplatte und die Fraktur könne ohne Operation geheilt werden. Der Gips müsse 24 Stunden trocknen. Am nächsten Tag bekäme ich einen Gehbügel angeschnallt, mit dem ich das Bein teilweise belasten dürfte. Der Arzt beauftragte eine Krankenschwester, mir im Gipsraum den Verband anzulegen. Im 90° Winkel legte ich meinen rechten Unterschenkel auf die Gipsbank. Die Krankenschwester zog einen Schlauchverband drüber und legte Polsterwatte darauf. Sie feuchtete Gipsbinden an und trug sie auf meinen Fuß und Unterschenkel auf. Sie wickelte die Gipsbsbinden von vorne an den Zehen bis unterhalb des Knies an. Mit einer Gipsschere schnitt sie an den Zehen die Gipsbinden auf und ein Zehenfenster hinein. Unter den Zehen war eine Zehenplatte aus Gips. Mit einer Verbandschere schnitt sie den Schlauchverband auf, schlug ihn über die Gipsbinden zurück und zog ihn anschließend glatt. Unterhalb des Knies zog sie auch das andere Ende des Schlauchverbands über die Gipsbinden und strich es glatt. Sie wischte die Zehen ab und war fertig. Der Verband umschloss viel kompakter mein Bein als die Gipsschiene und war auch etwas schwerer. Der Arzt schaute sich abschließend den Gips an. Ich zog meinen Wollsocken wieder über die herausschauenden Zehen und nahm die Gehhilfen, ohne mit dem Gips aufzutreten. Meine Mutter fuhr mich nach Hause.

Am nächsten Morgen ging es wieder zum Krankenhaus und danach sollte ich zur Schule. Ich zog die Trainingshose mit dem eingenähten Reißverschluss an und die Wollsocke über die Zehen des Gipsbeins. Am anderen Fuß trug ich einen Winterstiefel, außerdem einen Anorak mit Kapuze. Mein Vater fuhr mich zum Krankenhaus. Ich ging zunächst an Krücken ohne das Gipsbein zu belasten. Die Schultasche steckte ich ein. Nach der Anmeldung wartete ich wieder im Wartezimmer. Dann wurde ich in den Behandlungsraum gerufen. Der Unfallchirurg schaute sich den Gips an und fragte, ob er irgendwo drückt. Ich sagte, er drückte nicht. Er nahm die Socke ab und sagte die Zehen sehen auch gut aus. Dann holte er einen Gehbügel. Ich zog die Sockenspitze wieder über die freien Zehen. Er schnallte den Gehbügel unter den Unterschenkelgips. Der Bügel hatte vorne am Fuß einen Riemen und wurde mit einem Gummi befestigt. Oberhalb des Fußgelenks hatte er einen zweiten Riemen der ebenfalls an einem Gummi befestigt war. An der Metallschiene war ein schwarzer Gummiabsatz befestigt, der sich unter der Sohle des Gipsbeines befand. Der Arzt sagte, ich könnte jetzt auftreten. Ich versuchte die ersten Schritte. Für vier Wochen sollte ich diesen Gips tragen. Zunächst ging ich an beiden Krücken und trat nur schwach mit dem Gipsbein auf, dabei machte ich eine leichte Ausdrehbewegung.

Mein Vater brachte mich zur Schule. Ich nahm nur eine Krücke mit und belastete das Gipsbein leicht. Dabei drehte ich es seitlich ab. Ich ging die Treppe zum Klassenzimmer hoch, setzte mich auf meinen Platz und streckte das Gipsbein aus. In der Pause unterhielt ich mich mit Klassenkameraden. Ich holte mir einen freien Stuhl und legte das Gipsbein hoch. Beim Sportunterricht schaute ich zu. Wir hatten Französischunterricht mit einigen aus einer Parallelklasse. Der Unterricht war im dritten Stock. Mit einer Krücke und dem Gehgips ging ich die Treppe hoch. Eine Mitschülerin aus der Parallelklasse hatte zu der Zeit am linken Unterschenkel auch einen Gehgips mit Gehbügel. Uns verband das gleiche Schicksal. Sie hatte eine graue Wollsocke ganz über den Gips gezogen und ging aber ohne Krücken. Zuhause ging ich weiterhin an einer Krücke. Meine Mutter suchte einen größeren Wollsocken heraus, den ich so wie die Mitschülerin ganz über den Gipsfuß ziehen konnte. Ich schnallte den Gehbügel ab, zog den Wollsocken über den Gips und schnallte den Bügel wieder dran. Es funktionierte. Im Bett nahm ich den Gehbügel ab.

Am nächsten Morgen regnete es. Der Boden war gefroren und es war glatt. Ich zog die graue Wollsocke über den Gipsfuß, dann zusätzlich gegen den Regen eine Plastiktüte über das ganze Gipsbein. Danach schnallte ich den Gehbügel darunter. Eine Gehhilfe nahm ich wieder mit. Nach dem Frühstück wollte ich mit dem Bus zur Schule. Ich kam mit der Krücke und dem Gehgips heil zur Bushaltestelle. In der Schule kam ich auch ohne Sturz an. Ich zog die Jacke aus und nahm auch die Plastiktüte vom Gips. Den Gehbügel schnallte ich wieder an. Ich hatte mich schon ziemlich an die Situation gewöhnt.

Am Wochenende fuhren meine Eltern, mein Bruder und ich mit dem Auto zu einer Freundin meiner Eltern. Ich nahm zur Sicherheit wieder eine Krücke mit. Wir waren zum Kaffee eingeladen. Ich fand es total nett, dass die Frau mir einen zusätzlichen Stuhl hinstellte, auf den ich das Gipsbein hochlegen konnte. Später als wir wieder zu Hause waren, ging ich zum ersten Mal ohne Gehhilfe mit unserem Hund vor die Tür.

Am Montag ging ich dann auch ohne Krücken zur Schule. Ich konnte schon gut mit dem Gehgips und Ausdrehbewegungen gehen. Am Dienstag machte meine Klasse eine Fahrt zur Eislaufbahn. Da ich nicht mitkommen konnte, ging ich in eine Parallelklasse. Wegen des Gipsbeins bekam ich ziemlich viel Aufmerksamkeit. Ich erzählte den Schulkameraden aus der Parallelklasse von meiner Verletzung, trug wieder die Trainingshose mit eingenähten Reißverschluss, der offen war, und die graue Wollsocke über dem Gips. Dann stand eine Mathearbeit an. Ich übte in den kommenden Tagen dafür. Die Arbeit schrieben wir an Tischen in der Aula. Ich streckte meinen Gehgips neben dem Tisch aus. Beim Abgeben der Arbeit hatte ich ein gutes Gefühl. Wir bekamen sie vor Weihnachten zurück, ich hatte eine Eins!

An einem Abend gingen wir zu unseren Nachbarn. Die nette 19-jährige Tochter sah meinen Gips. Ich war über ihr Interesse überrascht. Denn mit fünf Jahren jüngeren Jungs gab sie sich weniger ab. Sie erzählte, dass sie auch mal einen Gehgips hatte. Auch sie trug damals eine Socke über den Zehen, denn sie hätte dort immer gefroren. Sie schien ihre Gipszeit positiv in Erinnerung zu haben.

Endlich kamen die Weihnachtsferien. Am 22. Dezember hatten wir den letzten Schultag. Ich ging wieder mit dem Gehgips und der Socke über der Zehenöffnung zur Schule. Es sollte das letzte Mal mit Gips sein.

Wir feierten dieses Jahr Weihnachten bei uns zu Hause. Meine Großeltern aus West-Berlin und meine Großmutter aus Braunschweig kamen zu uns. Wir hatten einen schönen Weihnachtsbaum. Am Heiligabend gingen wir in die Kirche. Wir fuhren mit dem Auto dorthin. Ich trug die Trainingshose mit aufgetrennter Naht, ein Oberhemd und einen Wollpullunder. Über dem Gips war wie immer die graue Wollsocke. Anschließend gab es zu Hause Abendessen und dann die Bescherung. Am 2. Weihnachtsfeiertag feierte mein Vater seinen Geburtstag und es kamen weitere Verwandte zu Besuch. An Silvester waren wir bei meiner Tante.

Am 5. Januar hatte ich den nächsten Termin in der Unfallambulanz. Ich trug wieder die Wollsocke über dem Gips und hatte darunter den Gehbügel geschnallt. Beide Krücken und einen festen Schuh nahm ich mit, denn der Gips sollte abgenommen werden. In der letzten Zeit ging ich nur mit Gehgips ohne Krücken. Meine Mutter fuhr mich zum Krankenhaus. Im Wartezimmer sahen wir eine entfernte Bekannte. Sie begleitete ihre Tochter, die den gleichen Unterschenkelgehgips wie ich trug. Auch sie hatte eine Socke ganz über den Gips gezogen und einen Gehbügel darunter.

Im Behandlungszimmer begrüßte mich der Unfallchirurg. Er schaute sich den Fuß an und schnallte den Gehbügel ab. Ich zog den Socken aus. Er sagte der Krankenschwester, dass der Gips abgenommen werden soll. Mit einer Gipsschere sägte sie ihn auf. Dann nahm sie den Gips ab. Der Arzt schaute sich das Sprunggelenk an. Danach sollte ich noch einmal geröntgt werden. An den Gehhilfen und mit nacktem Bein ging ich zum Röntgen. Mir wurde eine Bleischürze umgehängt und auf dem Tisch wurden die Bilder gemacht. Ich nahm sie mit zum Unfallchirurgen. Er sagte, der Bruch sei gut verheilt. Die Krankenschwester wusch das Bein mit Desinfektionsmittel und wickelte einen lockeren Verband um den Unterschenkel. In 14 Tagen sollte ich zur nächsten Untersuchung kommen. Sport sollte ich noch nicht mitmachen. Ich zog den Schuh an. Ich konnte mit Verband hineinschlüpfen. An den Krücken ging ich aus dem Krankenhaus. Am nächsten Tag begann wieder die Schule. Ich benutzte weiterhin beide Krücken. Nach ein paar Tagen brauchte ich die Gehhilfen nicht mehr.